Vom hellen Bock über den dunklen Bock bis zum Maibock: In den kühleren Jahreszeiten greift der Bierliebhaber gerne auch einmal zu stärker eingebrauten Spezialitäten aus den Sudkesseln.

Dabei hat die Bezeichnung Bockbier mit dem gehörnten Vierbeiner nichts zu tun. Vielmehr ist die niedersächsische Stadt Einbeck namensgebend für das aus ihr stammende Starkbier gewesen. Bockbier, für viele Inbegriff bayerischer Braukunst, ist norddeutscher Herkunft. Die Hansestadt Einbeck, im südlichen Niedersachsen gelegen, gehörte bereits um das 14. Jahrhundert zu den weit über ihre Grenzen hinaus bekannten Biermetropolen. Das Braugewerbe war der bedeutsamste Wirtschaftszweig der Stadt. Schon damals wurde Bier von Einbeck nach Hamburg geliefert.

www.einbecker.comAuch die bayerischen Herzöge schätzten das wohlschmeckende Einbecker Bier, das zur Erzielung längerer Haltbarkeit stärker eingebraut war. So ist überliefert, dass der bayerische Hof spätestens seit 1550 Bier aus Einbeck bezog. Doch der Import wurde dem damaligen Herzog Wilhelm auf Dauer zu teuer. Um ein Bier nach Einbecker Güte selbst einbrauen zu können, wurde schließlich der Beschluss gefasst, in München ein Hofbräuhaus zu errichten. Eine Entscheidung, die bis heute für Menschen in aller Welt ein Inbegriff der bayerischen Metropole ist, stand es doch damals schon an genau der Stelle, wo noch heute die berühmte Brauereischenke zu finden ist.

Doch zurück in das letzte Jahrtausend: Wenngleich das Münchner Bier bald auch an Mitglieder des herzoglichen Hofes in Regensburg, Landshut oder Straubing verschickt und ab 1610 sogar an Wirts- und Privatleute verkauft wurde, so konnte es mit seinem geschmacklichen Vorbild aus der Hansestadt Einbeck nicht mithalten.

So entschloss man sich schließlich zu Hofe, einen Einbecker Braumeister namens Elias Pichler abzuwerben und in herzogliche Dienste zu stellen. 1614 begann das Münchner Hofbräuhaus mit der Herstellung von Bier nach Original Einbecker Art. Aus diesem ‚Ainpöckisch Bier’ (‚Einbecker Bier’) wurde das ‚Ainpöck’ und mit den Jahrhunderten schlicht das Bockbier oder auch Starkbier.

Eine Sonderrolle bei der Fortentwicklung des Starkbieres kommt den Kirchenmännern zu. „Der beste Trank, den einer kennt, wird Einbecker Bier genennt.“ – Mit diesen Worten lobte bereits 1521 der große deutsche Reformator Martin Luther das ‚Ainpöckisch Bier’ auf dem Reichstag zu Worms. Die Mönche, für gewöhnlich des Lesens und Schreibens kundig, entwickelten die Kunst des Bierbrauens systematisch weiter. Ihre Erfahrungen wurden gesammelt, Rezepturen schriftlich festgehalten und mit den Jahren optimiert.

Angesichts der kargen Kost hinter den Klostermauern galt den Mönchen das Bier als willkommene nahr- und vor allem schmackhafte Ergänzung. Vor allem während der Fastenzeit waren die Klosterbrüder bestrebt, die eingeschränkte Aufnahme fester Nahrung durch entsprechend gehaltvolle Getränke zu kompensieren. Denn: Flüssiges bricht Fasten nicht.

Die Herstellung von Starkbieren bedurfte jedoch – so sagt es die Legende – einer gesonderten Genehmigung durch die kirchliche Obrigkeit an höchster Stelle. Um dem Papst einen Eindruck vom wohlschmeckenden Starkbier zu vermitteln und so die Erlaubnis zu erwirken, dieses für den Verzehr im Kloster herstellen zu dürfen, füllte man ein Fässchen ab und schickte es nach Rom.

Beim Transport über die Alpen kräftig geschüttelt und unter italienischer Sonne immer wieder erwärmt, kam es Wochen später – unterdessen sauer geworden – beim Papst an. Der kostete vom viel gepriesenen Trank, fand ihn grauenhaft, deshalb dem Seelenheil seiner Brüder jenseits der Alpen nicht weiter abträglich und erteilte die gewünschte Braugenehmigung.

Dank der Erlaubnis des Heiligen Stuhls konnten die Mönche auch weiterhin nahrhafte Fastenstarkbiere einbrauen – eine Tradition, die sich auch außerhalb der Klöster bis heute großer Beliebtheit erfreut. Ohne die Hansestadt Einbeck wäre also auch der wohl heute berühmteste Starkbieranstich auf dem Nockerherberg kaum vorstellbar.

Dabei haftet den Starkbieren wegen ihrer süffigen Süße und der – zumeist – dunklen Färbung das Image eines Dickmachers an. Doch zu Unrecht, denn selbst ein Doppelbock hat noch weniger Kalorien als Vollmilch.

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