Leicht und erfrischend
Sie ist so typisch für die Hauptstadt wie das Brandenburger Tor: die Berliner Weisse – ein spritziges obergäriges Bier, das mit einer Mischung aus Weizen- und Gerstenmalz gebraut wird. Pur schmeckt die Berliner Weisse leicht säuerlich, sie wird deswegen gern mit einem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup getrunken.
Berliner Weisse „rot” oder „grün” ist vor allem im Sommer beliebt, denn sie ist spritzig, erfrischend und lässt sich wunderbar durch einen Strohhalm genießen.
Erschaffen vor mehr als 300 Jahren
Der Überlieferung nach entstand dieses Bier im 16. Jahrhundert. Der in der Gegend von Hannover geborene Brauer Cord Broihan kehrte nach einem Aufenthalt in Hamburg 1526 in seine Heimat zurück. Dort versuchte er, das damals sehr beliebte Hamburger Bier nachzubrauen. Doch das misslang. So erfand er ein Weizenbier, das unter dem Namen „Halberstädter Broihan” schon bald in Mode kam. Berliner Brauern gelang es, die Rezeptur weiterzuentwickeln und ein Weizen zu brauen, das besser schmeckte und bekömmlicher war. Das „Berlinische Weitzenbier” war geboren und wurde schon 1642 von dem Berliner Arzt J.S. Elsholz lobend hervorgehoben. In einer Urkunde von 1680 wird es dann zum ersten Mal offiziell erwähnt.
Auch Wallenstein wusste die Weisse zu schätzen. In den Wirren des 30-jährigen Krieges war Weizen jedoch knapp. Die Lage in der Mark Brandenburg war so prekär, dass sich Wallenstein in einem Brief an seinen Unterfeldherrn Arnim von Boitzenburg bitter beklagte „ …dahero denn nicht weiß, wie den Durst löschen muss, dieweil ich das Gerstenbier nicht trinken kann …”
Janz Berlin is eene Kneipe
Die Berliner des 19. Jahrhunderts hatten dieses Problem nicht mehr. Die Berliner Weisse war zu jeder Zeit und praktisch überall zu haben. Spezialbrauereien wie Landré in der Münzstraße, Breithaupt in der Palisadenstraße oder Willner in Pankow brauten ein ausgezeichnetes Bier. Kurz nach der Jahrhundertwende kam auf jedes zweite Grundstück in Berlin eine Gaststätte, darunter unzählige Weissbierlokale. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden.
Die Wirte waren oft typische Berliner Originale, die die Kunst, die Weisse einzuschenken, perfekt beherrschten. Das Bier wurde in große Tonflaschen, sogenannte „Kruken”, abgefüllt. Beim Einschenken mussten Flasche und Glas in gleicher Höhe gehalten werden, um die Hefe in der Kruke zurückzuhalten. Das Weisse-Glas war damals breit und hoch und hatte weder Fuß noch Henkel. Den Schuss Sirup im Bier kannte man noch nicht. Die Gäste tranken ihre Berliner Weisse mit einem klaren Schnaps, meist Kümmel oder Korn.
Leichter Genuss im Freien
Heute lassen sich Einheimische und Touristen die Berliner Weisse am liebsten im Freien, in Biergärten, Waldgaststätten und Terrassenrestaurants schmecken. Das typische Glas ist ein breiter Kelch mit Fuß, in den zuerst der Sirup kommt. Danach wird mit Schwung eine halbe Flasche Weisse eingegossen und der Rest langsam nachgeschenkt. So entsteht die feste cremige Schaumkrone.
Die Berliner Spezialität ist nicht mit dem bayerischen Weißbier zu verwechseln. Ihren leicht säuerlichen Geschmack, der die Berliner Weisse im Sommer so beliebt macht, verdankt sie einem einzigartigen Brauverfahren. Die Gersten- und Weizenmalze werden mit Hilfe einer Mischung aus obergärigen Bierhefen und Milchsäurebakterien vergoren. Ein anderer Vorteil in der warmen Jahreszeit: Die Berliner Weisse ist ein Schankbier, das mit einem Stammwürzegehalt von sieben bis acht Prozent eingebraut wird. Der Alkoholgehalt liegt dann bei etwa 2,8 Prozent, ein Bier also, das nicht so leicht zu Kopf steigt.
Und noch etwas anderes ist typisch für die Berliner Weisse: Sie wurde zunächst nahezu ausschließlich in Flaschen angeboten, heute gibt es die Berliner Weisse in ihren verschiedenen Varianten auch in Dosen. Früher vergruben die Berliner Laubenpieper oft vor dem Winter einige Flaschen Berliner Weisse in ihren Schrebergärten. Da lag das Bier kühl und dunkel und konnte in Ruhe nachreifen. Im Frühjahr wurde es wieder ausgebuddelt und mit Genuss getrunken.
Quelle: |
Deutscher Brauer-Bund e.V. |