Das Thema Missbrauch beim Konsum von alkoholhaltigen Getränken sowie das geplante Nationale Aktionsprogramm zur Alkoholprävention standen am gestrigen Mittwoch im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen dem Rostocker Bundestagsabgeordneten Eckhardt Rehberg, dem Geschäftsführer der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände, Michael Scherer, sowie dem Geschäftsführer der Hanseatischen Brauerei Rostock, Wolfhard Buß.

www.rostocker.deDie aktuell verschärft debattierten härtesten Reglementierungen könnten auch für die Hanseatische Brauerei Rostock und die Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns erhebliche Veränderungen bedeuten. Als einer der größten Arbeitgeber der Region mit einer 130jährigen Unternehmensgeschichte zeigt sich die sympathisch hanseatische Brauerei besorgt.

„Bei Veranstaltern und Vereinen geht die Angst um seit die Politik Werbe- und Sponsoringverbote für Brauereien erwägt", sagte Brauerei-Geschäftsführer Wolfhard Buß gestern in Rostock. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), will noch in diesem Jahr entscheiden, wie diese Einschränkungen aussehen sollen. „Damit stünde nicht nur vieles in Frage, was Veranstalter mit Unterstützung engagierter Unternehmen leisten", erläuterte Wolfhard Buß. Auch die Zukunft der Rostocker-Kampagne, die zugleich Werbung für eine ganze Region sei (‚Rostocker. Sympathisch hanseatisch.'), könne zur Disposition stehen. Erst im Juli hatte die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) einen "Verzicht" der Imagewerbung bei alkoholhaltigen Getränken gefordert, die über reine Produktinformationen hinausgeht.

Rostocker erteilt Alkoholmissbrauch klare Absage
Nach den Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates stehen zudem Sondersteuern für alkoholhaltige Getränke, gesetzlich verordnete Preiserhöhungen, Warnhinweise auf Etiketten und massive Verkaufsbeschränkungen zur Diskussion.

Wolfhard Buß stellte klar: „Um jedem Missverständnis entgegenzuwirken: Wir lehnen Alko­holmissbrauch entschieden ab." Die Hanseatische Brauerei Rostock braue seit 1878 und damit seit genau 130 Jahren Bier, das von vielen Menschen in der Region als Genussmittel ge­schätzt sowie maß- und verantwortungsvoll konsumiert würde. Deshalb unterstütze die Brauerei auch die Präventionskampagnen „Bier bewusst genießen" und „Don`t drink and drive" des Deutschen Brauer-Bundes und habe sie - übrigens als eine der ersten Brauereien Deutschlands - schon im Mai 2007 in ihre Kommunikation aufgenommen.

Zudem werbe die Hanseatische Brauerei Rostock bei ihren Kunden in Gastronomie und Handel für die verantwortungsvolle Abgabe ihrer Biere und distanziere sich gleichzeitig von so genannten Flatrate-Partys. Wolfhard Buß: „Wer glaubt, seine Geschäfte außerhalb gesetzlicher Be­stimmungen zum Jugendschutz machen zu können, denkt kurzfristig, handelt illegal, riskiert seine berufliche Existenz und schädigt das Image der gesamten Brauwirtschaft."

Verhaltensänderungen nicht per Gesetz möglich
Dass es in Deutschland auch Alkoholmissbrauch gibt, sei nicht zu beschönigen. Die Gründe dafür - Arbeitslosigkeit, Zukunftsangst, private Nöte - seien vielfältig. „Statt diese gesamtgesellschaftlichen Probleme anzugehen, wird ein Sündenbock gesucht und Bier zu Unrecht diskriminiert", sagte Wolfhard Buß. „Nachhaltige Verhaltens­änderungen lassen sich aber nicht gesetzlich verordnen." Die bereits vorhandenen Regelungen wie das Jugendschutzgesetz wären in jeder Hinsicht aus­reichend, wenn sie konsequent umgesetzt würden. Sollten die Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates jedoch Gesetz werden, würde das nicht nur für die Brauereien in ganz Deutschland und damit auch für die Hanseatische Brauerei Rostock schwer­wiegende Konsequenzen haben. Auch für die Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns wären die Folgen drastisch und in vielen Bereichen spürbar.

Bundesdrogenbeauftragte schießt über das Ziel hinaus
Nach dem Gespräch mit Vertretern der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände in der Hanseatischen Brauerei Rostock betonte auch Bundestagsabgeordneter Eckhardt Rehberg (CDU), dass vor allem das exzessive Trinkverhalten unter Jugendlichen eine gesamtgesellschaftliche Gegenstrategie nötig mache. „Einige Forderungen der Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing schießen aber weit über das Ziel hinaus und sind wirklichkeitsfremd", so der Rostocker Abgeordnete, der dem Wirtschaftsausschuss angehört. Rehberg: „Sämtliche Auswirkungen der diskutierten Vorschläge müssen betrachtet und genau abgewogen werden."

Zahlreiche Arbeits- und Ausbildungsplätze in Gefahr
„In ganz Deutschland wären nicht nur zehntausende Arbeits- und Ausbildungsplätze bei den Brauereien, im Handel oder in der Gastronomie bedroht", ergänze Wolfhard Buß. Neue Steuern und gesetzlich verordnete Preiserhöhungen würden die Verbraucher weiter belasten. Darüber hinaus wären zahlreiche Veranstalter von Werbe- und Sponsoringverboten betroffen, die ihr Angebot ohne die Unterstützung der Brauereien stark einschränken müssten. „Wir sind in der Region einer der größten Förderer regionaler Events, im Sport und im sozialen Bereich", erinnert Wolfhard Buß. Die Hanse Sail, die Warnemünder Woche, das Sponsoring der Piranhas, die Wismarer Hafentage, das Waschzuberrennen, aber auch die Rostocker Yacht als Bo(o)tschafter der Region - um nur einige Beispiele zu nennen - zählen auf die hanseatisch sympathische Unterstützung. „Allein mit unserer Sozialaktion haben wir rund 100.000 Euro für den Erhalt der einmaligen Küstenlandschaft, für den Denkmalschutz in den Hansestädten Rostock und Wismar sowie für das Vereinleben in der Region spenden können." Ob dieses und andere Engagements künftig noch möglich sein werden, ist nach seiner Einschätzung völlig offen.

Rostocker fordert Ursachenbekämpfung statt Bestrafung
Abschließend erklärte der Geschäftsführer der Hanseatischen Brauerei Rostock, dass nur ein breites Bewusstsein in der Gesellschaft für einen verantwortungsvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken und die Förderung der Eigenverantwortung Missbrauch dauerhaft verhindern könne. „Wir möchten, dass unsere Biere ausschließlich innerhalb der gesetzlich festgelegten Grenzen und wirklich mit Genuss und Vernunft genossen werden. Daher fordern die deutschen Brauereien und auch die Hanseatische Brauerei Rostock langfristig angelegte Präventionsmaßnahmen, die an den tatsächlichen Ursachen des Missbrauchs ansetzen, ohne die Mehrheit der Biergenießer zu „bestrafen"", unterstrich Wolfhard Buß.

Zum Seitenanfang