Hopfenhandel in Nürnberg - An ihm kam in Nürnberg wohl niemand vorbei: Auf den Straßen und Plätzen der Stadt, in den Gassen und Höfen, in den Giebelhäusern – der Hopfen war allgegenwärtig. Im 19. Jahrhundert blühte der weltweite Handel mit dem „grünen Gold der Brauer“, sein Zentrum aber war Nürnberg. Von hier aus wurde der Hopfen in alle Welt gebracht.
Böden und Klima boten beste Bedingungen für den Hopfenanbau. Bereits im 14. Jahrhundert sind in der Region erste Hopfengärten urkundlich verbrieft. Der Rat der Stadt Nürnberg sah in dem aufstrebenden Handel eine willkommene Einnahmequelle. Sogenannte Hopfenmesser wurden bestellt, um den Hopfen in geeichten Gefäßen abzumessen. Gegen Gebühr, versteht sich.
Städtische Marktordnung
Auch die 1846 erlassene Marktordnung erstickte die Expansion im Keim. Nach Paragraph 5 war jeglicher Hopfen – auch der zur Durchfuhr bestimmte – gegen Gebühr im städtischen Marktlokal zu lagern. Paragraph 12 verpflichtete zur Veröffentlichung der Einkaufs- und Verkaufspreise. Ein Skandal. Als der erste Nürnberger Hopfenmarkt am 1. September 1846 eröffnete, boykottierten die Hopfenhändler die Marktordnung. Gehandelt wurde kaum, so dass die Veröffentlichungspflicht bereits am 13. November 1846 ad acta gelegt wurde.
Im Jahre 1862 waren in Nürnberg 25 Hopfengeschäfte ansässig. Innerhalb der nächsten vier Jahrzehnte vermehrte sich ihre Zahl explosionsartig. Im Jahr 1895 erreichte sie mit 364 Hopfenhandlungen ihren Höhepunkt. Im Jahresdurchschnitt verließen seinerzeit zwischen 200.000 und 300.000 Zentner Hopfen die Stadt – ein Millionengeschäft!
Verlagerung in ländliche Regionen
Vom Hopfenpflücker über den Fuhrmann bis zum Vertreter der großen Handelshäuser: Tausende Arbeiter und Angestellte fanden hier ihren Broterwerb. Dennoch: Der Nürnberger Hopfenhandel kam nicht über seine lokale Bedeutung hinaus. Anders als in den norddeutschen Hansestädten, blieb der Nürnberger Hopfenhandel nur von lokaler Bedeutung. Die strenge Regulierung führte zu einer Verlagerung des Hopfenhandels in die ländlichen Regionen wie Spalt und die Hallertau, heute die größten Hopfenanbaugebiete der Welt.
{module [72]}
Zwei Weltkriege und ihre Folgen
Bis zum Jahr 1914 ging die Zahl der Nürnberger Hopfenhändler auf 250 zurück. Im Ersten Weltkrieg kam der Hopfenexport völlig zum Erliegen – und auch das Inlandsgeschäft litt sehr schwer. Als dann die Abnehmer immer häufiger direkt beim Erzeuger kauften, verlor der Nürnberger Hopfenmarkt weiter an Bedeutung.
Im Jahr 1926 wurden gerade noch einmal 4.525 Zentner gehandelt. Den entscheidenden Einschnitt aber stellte die Machtübernahme der Nationalsozialisten dar. Viele Handelshäuser waren in jüdischem Besitz. Ihre Auflösung war im Grunde auch das Ende des Nürnberger Hopfenmarktes. Der Verlust an Fachwissen und weltweiten Handelskontakten konnte auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr wettgemacht werden.
Klangvolle Tradition
Im Stadtbild erinnert heute kaum noch etwas an dieses Kapitel. Doch die internationalen Geschäftsbeziehungen der drei noch existierenden Großhandelshäuser sorgen dafür, dass der Name Nürnberg mit dem „grünen Gold der Brauer“ verbunden bleibt.
Hopfen – Seele des Bieres
Er gilt als das „grüne Gold der Brauer“, verleiht er doch dem Bier seinen Charakter. Die Rede ist vom Hopfen. Doch die wild wachsende heimische Kletterpflanze kann noch viel mehr. Der Hopfen (lat. Humulus lupulus) wurde vor Jahrhunderten zunächst nur als Heilpflanze eingesetzt. Im Jahr 2007 wurde der Hopfen sogar zur Arzneipflanze des Jahres ernannt.
Dabei ist der erste Hopfenanbau in Deutschland bereits um das Jahr 1000 datiert. Vorwiegend in Klöstern als kleine Gärten angelegt, nutzten die Mönche und Nonnen das Rankengewächs zur Konservierung von Getränken.
Gut nachvollziehbar wird dies in der „Physica“ der Hildegard von Bingen. Sie verliert über den Geschmack des Hopfens kein Wort, rühmt aber seine Fähigkeit, „Getränke vor gewissen Fäulnissen zu bewahren.“ Der Name „Hopfengarten" blieb erhalten – unabhängig davon, wie groß die Anbauflächen inzwischen geworden sind. Heutzutage gelangen über 95 Prozent der Hopfenproduktion zu den Brauereien.
Für den Brauer ist einzig und allein der Blütenstand der weiblichen Pflanze von Interesse. Die aus den Dolden (getrocknete Blütenzapfen) gewonnenen Stoffe verleihen dem Bier seine charakteristische bittere und aromatische Note und verhelfen ihm zur berühmten Schaumkrone.
Weitere Informationen auch unter: http://www.tucher.de/
Quelle: | Tucher Bräu GmbH & Co. KG |
Bildrechte: | Tucher Bräu GmbH & Co. KG |
{module [73]}